Hungeropfer
Un-Bericht: Mehr Hunger- als Kriegstote
Weltweit leiden - laut UN-Angaben - mehr als 842 Millionen Menschen Hunger.
NEW YORK (ag.). "Hunger tötet mehr Menschen als jeder Krieg der Gegenwart oder jeder Terroranschlag." Dies erklärte der zuständige Beauftragte in der UN-Menschenrechtskommission, Jean Ziegler, in der Nacht auf Mittwoch bei der Präsentation des jüngsten Ernährungsberichts vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. Demnach leiden weltweit mehr als 842 Millionen Menschen häufig oder immer unter Hunger. Die Zahl der Betroffenen steige stetig.
Besondere Sorgen bereitet Ziegler der anhaltende Nahrungsmittelmangel in Kuba, Nordkorea, Sudan und den Palästinensergebieten. Die Menschen dort würden laut UN-Bericht ständig ihres Rechts auf Nahrung beraubt.
In Kuba sei vor allem das seit Jahrzehnten anhaltende Handelsembargo der USA gegen das Regime von Fidel Castro schuld an der Misere der Bevölkerung. In Nordkorea seien in den vergangenen zehn Jahren "Hunderttausende einen stillen Hungertod" gestorben. Darüber hinaus litten Millionen Nordkoreaner an Unter- und Fehlernährung. Ihr Elend sei Ergebnis einer Reihe von Naturkatastrophen, fehlender Wirtschaftshilfe der früheren Sowjetunion und der restriktiven Landespolitik.
In den Palästinensergebieten kann jeder Zweite nur noch mit Lebensmittelspenden überleben. Etwa 22 Prozent aller Kinder zeigten Symptome "ernster Mangelernährung". Einer der Gründe sei, dass die "Besatzungsmacht" Israel 85 Prozent des Nutzwassers im Westjordanland abzapfe und den Palästinensern nicht genug zum landwirtschaftlichen Anbau lasse.
In der sudanesischen Provinz Darfur haben die arabischen Reitermilizen dem UN-Bericht zufolge Wasserinstallationen, Ernte und Herden der schwarzafrikanischen Bevölkerung zerstört und damit Millionen von Menschen die Lebensgrundlage entzogen.
Vom Welternährungsprogramm (WFP) zum Welternährungstag am 16. Oktober veröffentlichte Zahlen bestätigen Ziegler: Demnach sterben mehr Menschen an Unterernährung als an Aids, Malaria und Tbc zusammen, und Hunger fordert mehr Opfer als alle Kriege.
Die mehr als 842 Millionen heute chronisch an Hunger Leidenden sind mehr als 1996, als der Welternährungsgipfel in Rom plante, bis 2015 weltweit die Zahl der Unterernährten zu halbieren. Dass dies erreicht werden kann, scheint nunmehr unwahrscheinlich.
Das Problem ist nicht die Lebensmittel-Produktion. Experten zufolge ist genug Essen für alle da. Es hapert an der Verteilung. Hilfslieferungen sind keine Dauerlösung. Zur Selbsthilfe fehle es den Betroffenen an finanziellen Mitteln, Zugang zu Boden, sauberem Wasser und Bildung, sagt Ziegler.
(28.10.2004 http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=c&ressort=c&id=449279 )
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