Spuckbussen
Spuckverbote: Andere Länder andere Sitten! Vorsicht im Urlaub!
Angst vor Sars und der Kampf gegen das Spucken
Während in Asien aus Angst vor Sars der Kampf gegen das Spucken verstärkt wird, lockern sich hierzulande die Sitten. Die Tuberkulose, die in Europa einst zu Spuckverboten führte, scheint längst vergessen zu sein.
Wer in der Öffentlichkeit spuckt, zahlt bis zu fünfzig Yuan. Umgerechnet sind das an die zehn Franken. So hat das Bildungsamt Pekings vor kurzem beschlossen. Mit den Bussen soll das Sars-Virus eingedämmt werden, das sich - so die Wissenschafter - auch durch Tröpfchen übertrage. Es ist anzunehmen, dass sich die Bevölkerung der chinesischen Hauptstadt nicht lange an die Vorschrift halten wird. Schon bisherige Verbote waren praktisch wirkungslos. Denn Spucken gilt als erleichternd und gesund.
Während in China und Hongkong der Kampf gegen das Spucken intensiviert wird, scheint das Tabu sich hierzulande zu lockern. Spucken ist bei Fussballern gang und gäbe. Nach einem erfolgreichen Torschuss und genauso nach einem erfolglosen wird auf den Rasen gespuckt, und wenn der Schiedsrichter pfeift oder wenn er es unterlässt.
Für die Jungen geben die Fussballstars ein Lehrstück in Körpersprache.
Jugendliche placieren rund um die Schulareale immer ungenierter ihre Markierungen, stellen Hausabwarte fest. «Das Schweigen über die Spuckerei auf der Strasse brechen», verlangte etwa die «Solothurner Zeitung» im vergangenen Jahr in einem Bericht über die ärgerliche Situation. Der Basler Grossrat Markus Borner, Kantonalpräsident der Schweizer Demokraten, forderte in einer Interpellation ein Spuckverbot in der Öffentlichkeit. Das «Machogehabe» - die Mehrheit der Spuckenden scheint männlich zu sein - gehöre verboten.
«Das hat zwar auch mit natürlichen Bedürfnissen nach einer körperlichen Anstrengung zu tun», sagt der Psychotherapeut Peter Hain; «anderseits ist es aber auch eine Machtdemonstration.» Man könnte es tatsächlich mit dem Markieren des Reviers durch einen Hund vergleichen. «Es besagt: Hier bin ich, und hier spucke ich.»
In vielen Städten der Welt steht das Spucken in der Öffentlichkeit heute bereits unter Strafe. In Shanghai kostet das Vergehen ca. 25 Euro. Um den Sittenverfall aufzuhalten, hat die Regierung in Moskau nicht nur das Küssen in der Öffentlichkeit unter Strafe gestellt, sondern auch lautes Fluchen und das besagte Spucken.
Obacht auch beim nächsten Urlaub auf Palma de Mallorca: Wer beim Spucken oder Wegschmeißen seiner Zigarette erwischt wird, muss mit einer Strafe von 300 Euro rechnen!
Richtig teuer wird’s in Singapur. Hier kann das Spucken in der Öffentlichkeit mit bis zu 1.000 Dollar bestraft werden.
Doch auch in Deutschland werden die Zeiten für notorische Spucker härter. So kostet in Frankfurt das Ausspucken des Kaugummis auf den Gehweg 35 Euro; in Schwerin sind fünf Euro fällig.
Wesentlich schlimmere Folgen hat das Anspucken eines Polizisten im US-Bundesstaat Oklahoma. Die Regierung hatte im Zuge der AIDS-Hysterie ein Gesetz erlassen, das das Bespucken von Beamten zum Schwerverbrechen erklärte.